Ich musste mich zunächst durchfragen, bis mich jemand dorthin führen konnte. Neben der Tür seiner Ein-Zimmer-Wohnung steht ein kleiner grüner Briefkasten. Rechts ums Eck sind an der pinken Hauswand die Fensterläden geöffnet. Sie erlauben einen Blick in den gemütlichen Wohnbereich.
Drinnen gibt es viel zu entdecken. Auf der rechten Seite befindet sich eine kleine Küche mit einem bereitstehenden roten Kochtopf und einer Fülle von Gewürzen und Kochutensilien. Ein Teller liegt noch in der Spüle, Monsieur Rouge hat wohl gerade erst gegessen. Weiter rechts steht ein weisses Regal, das mit Alltagsgegenständen wie Schuhen, einem Radio, einem Regenschirm, einem Sparschwein und Brettspielen gefüllt ist. Daneben ein Bücherregal mit einem alten Fernseher. Gegenüber befindet sich ein Schreibtisch, auf dem Monsieur Rouge seine Brille vergessen hat, und dahinter ein hellbrauner Stoffstuhl mit Pflanzenmuster. Der Tisch ist grösstenteils leer, da Monsieur Rouge für seine Arbeit einen anderen Tisch verwendet, der vor dem Bett steht, das sich ganz hinten unter der Dachschräge befindet. Dort arbeitet er an einer orangenfarbenen Schreibmaschine wahrscheinlich an einem wissenschaftlichen Projekt, denn ein Mikroskop liegt auf dem Tisch. Links davon befindet sich ein Spiegel mit einem Tablar, auf dem ein orangefarbenes Telefon, ein Landschaftsbild, ein Heft und ein Glas mit einer Zahnbürste stehen. An der Dachschräge hängen Kinderzeichnungen.
Das Zimmer von Monsieur Rouge wurde 2009 von Claudia und Julia Müller als Rauminstallation geschaffen. Und mit ihr die in diesem Zimmer lebende fiktive Figur namens Monsieur Rouge. Die Schwestern arbeiten seit 1992 zusammen und erstellen Zeichnungen und Installationen. In ihren Arbeiten beschäftigen sie sich mit Themen wie Exotik, Fremdheit und gesellschaftspolitischen Fragen. Sie verfolgen konzeptuelle Ansätze und verbinden sie mit persönlichen Bezügen.
Das Kunstwerk fügt sich gut in die Schulumgebung ein, da die Kinder durch die Möglichkeit, Monsieur Rouge Briefe zu schreiben, aktiv einbezogen werden. Gelegentlich wird das Licht ausgeschaltet, um den Eindruck zu erwecken, dass Monsieur Rouge in den Ferien ist, und manchmal wird der Fensterladen geschlossen, um zu suggerieren, dass er schläft. Dadurch wird das Kunstwerk fast lebendig.
Sophia Vogt studiert Kunstgeschichte und Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität Zürich.
Jonas Reolon ist Fotograf und Kameramann aus Winterthur.