Konzipiert wurde das Werk von der Schweizer Künstlerin Zilla Leutenegger und es entstand aus der Auseinandersetzung mit dem Namen des Schulhauses «Wallrüti», der auf eine Mauer hindeutet. Wenn man mit diesem Wissen das Schulhaus betrachtet, folgt vielleicht ein Stirnrunzeln. Der Name steht nämlich im Widerspruch zu dem Gebäude: Mauern gibt es hier nicht viele zu sehen, dafür zahlreiche Glasscheiben. Dies brachte Leutenegger dazu, ein Werk aus Betonmauern mit ihren typischen Zeichnungen zu erschaffen.
Mittels der Sgraffito-Technik trug sie Putzschichten auf den Beton auf und kratzte anschliessend ihre Motive in den frischen Putz. So dekorierte sie das Podest mit den Nummern eins, zwei und drei und die Wände mit ihrer gleichnamigen Kunstfigur «Zilla», die oft in ihren Werken vorkommt. Häufige Themen sind dabei das Alltägliche und Unspektakuläre wie auch die Selbstversunkenheit. Diese sind auch hier in Winterthur Sujet ihrer Zeichnungen: Einmal wendet Zilla sich von uns Betrachtenden ab und schaut mit verschränkten Armen abwesend aus dem Fenster, ein anderes Mal schottet sie sich mit ihrer dunkel getönten Sonnenbrille und ihrer grübelnden Mimik von der Aussenwelt ab. Nebst der Selbstversunkenheit zeichnet sich Zilla auch durch ihre Androgynität aus. Sie ist weder stereotypisch männlich noch weiblich und lässt so Raum für Interpretation wie auch Identifikation.
Das Werk ist mit Widersprüchen aufgeladen: Mauern stehen neben dem scheinbar mauerlosen Schulhaus, dessen Name auf Mauern hinweist. Die abweisende und in sich gekehrte Zilla befindet sich direkt neben den Betonbänken und dem Schulhaus, die zum Zusammensein einladen. Und das Podest fungiert als ein Ort des Zusammenkommens der besten drei, nachdem sie sich im Kampf gegeneinander behauptet haben. Leuteneggers Spiel mit Widersprüchen ist also nicht nur raffiniert, sondern befindet sich auf dem Pausenplatz – wo Schüler*innen zwischen den Schulstunden zusammen sein und spielen können – thematisch genau am richtigen Ort.
Chelsea Angel Neuweiler studiert Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Zurich.
Jonas Reolon ist Fotograf und Kameramann aus Winterthur.