Beisammensein

Beisammensein

Der bildende Künstler, Architekt und Freiraumgestalter Christopher Hunziker beschäftigt sich intensiv mit räumlichen Konstruktionen.

Mit dem Kunst-am-Bau-Projekt «3 graphs – 3 neons» spielt er im Innenhof des Alterszentrums Neumarkt mit der Räumlichkeit des Speisesaals. Die Installation hängt an der Decke und zeigt drei ineinander verflochtene Porträts. Je nach Standort ändert sich die Perspektive und es sind entweder abstrakte Linien oder drei Gesichter zu erkennen. Auch wendet er sich bei diesem Kunstwerk der Arbeit mit Licht zu, wie so oft in seinem künstlerischen Schaffen. Die Neonkonturen der Installation, bestehend aus Klarglas und Blaugasfüllung, werden jeweils für die Mahlzeiten eingeschaltet und kommen so zu ihrer vollen Wirkung.

 

Interessant ist, dass die Porträts nebst ihrer Verflechtung eine weitere Verbindung aufweisen: Alle drei sind kunsthistorisch berühmte Figuren. Bei einem Kopf handelt es sich um die Zeichnung «Schlafender Knabe» von Käthe Kollwitz. Sie gehört mit ihren ernsten und realistischen Werken zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Die Zeichnung zeigt ihren zweitgeborenen Sohn und bildet den Beginn ihrer brutalen Radierfolge «Bauernkrieg». Eine weitere Neonkontur zeigt den in Pablo Picassos Werken wiederholt vorkommenden Mann mit Hut aus der Radierung «Le repas frugal». Mit der Darstellung dieser kargen Mahlzeit gelang Picasso bereits mit seiner ersten Radierung eines seiner bedeutendsten Werke. Der dritte Kopf stammt aus dem Ölgemälde «Profilbildnis einer jungen Frau» und wird Piero del Pollaiuolo zugeschrieben – die Zuordnung ist jedoch umstritten. Das Werk zeigt eine unbekannte, elegante und luxuriös gekleidete Frau. Aufgrund ihrer Kleidung und Frisur wird davon ausgegangen, dass sie kurz vor ihrer Hochzeit porträtiert wurde.

 

Nun habe ich mich gefragt, weshalb Hunziker wohl diese Porträtauswahl getroffen hat. Die drei Porträts weisen eindeutige Differenzen auf: Armut und Reichtum, jung und alt, Mann und Frau. Und doch haben die drei Personen in dieser Installation zusammengefunden. Der Platz im Speisesaal des Alterszentrums könnte also nicht passender sein. Hier ist der Ort des Zusammentreffens trotz Unterschieden. Egal welche Leben bis zu diesem Zeitpunkt gelebt worden sind, im Innenhof des Alterszentrums versammeln sich verschiedene Menschen und geniessen zusammen ihre Mahlzeit.

Chelsea Angel Neuweiler studiert Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Zurich.

Jonas Reolon ist Fotograf und Kameramann aus Winterthur.

Stahlplatten des Trostes
Stahlplatten des Trostes
Artothek

Der Vorplatz des Krematoriums auf dem Friedhof Rosenberg präsentiert sich mit imposanten Betonbalken und Stahlplatten. Davon sind jeweils vier Stück oben und unten an der Krematoriumswand angebracht.

Eine Bronzeskulptur passend zur Schule
Eine Bronzeskulptur passend zur Schule
Artothek

Die Bronzeskulptur des Künstlers Emilio Stanzani befindet sich beim Treppenaufgang zum Schulhauseingang Rychenberg. Erst wenn man die Stufen emporsteigt, wird das Werk allmählich auf der linken Seite…

Eine tierische Bank
Eine tierische Bank
Artothek

In diesem Artikel geht es um die wohl bekannteste Sitzgelegenheit in Winterthur. Ich präsentiere: Die Wauwau-Bank von Erwin Schatzmann. Sie lädt nicht nur zum Sitzen ein, sondern auch zum Staunen.

Widerspruch für Widerspruch
Widerspruch für Widerspruch
Artothek

Wände mit Zeichnungen, Bänke und ein Podest – dieses mehrteilige Werk aus Beton steht seit 2022 auf dem Areal des Schulhauses Wallrüti. Sein Name «Fragmente» weist auf die einzelnen Objekte hin, die…

Das Stonehenge von Winterthur
Das Stonehenge von Winterthur
Artothek

Als ich mich nach meinem Sprachaufenthalt in Bristol auf der Suche nach einem neuen Kunstwerk durch den Kunstführer des Online-Portals Edition Winterthur klickte, stach mir sofort die…