Dabei beschäftigt sich der schweizerisch-niederländische Künstler explizit mit Räumen, die einerseits klar umrissen sind, andererseits auflösende Grenzen aufweisen. Er interessiert sich für die Art und Weise, wie wir uns in diesen Räumen bewegen und für die Geschichten, die dabei entstehen. Bei seiner Kunst steht somit nicht der physische Raum im Zentrum, sondern der soziale.
Anlässlich des Baubeginns der ZHAW wurde ein Einladungswettbewerb für Kunst am Bau organisiert. Diesen entschied Bob Gramsma 2005 mit seiner Installation «singular level» für sich, die seither im Hof des Areals zu Hause ist. Im Gegensatz zu den architektonischen Räumen des Hochschulgebäudes, die von Wänden, Böden und Decken geformt sind, wirken die Grenzen von «singular level» lockerer. Umgeben vom roten Backsteinbau ragen fünf Robinienstämme in die Luft. In circa zehn Meter Höhe sind die Stämme durch eine Plattform aus vier Latten aus Lärchenholz verbunden und von verzweigten Ästen gestützt. Darunter sind drei Lichter befestigt. Der Titel «singular level» verweist möglicherweise auf diese eine Ebene. Die dünnen Stämme und die verwitterte Plattform lassen das Ganze instabil erscheinen. Man ist beinahe froh, dass das Werk von den Gemäuern der ZHAW umgeben und somit vor starken Winden geschützt ist.
Gramsma greift absichtlich lokale Materialen in seinen Kunstwerken auf; das Robinienholz dieses Kunstwerks stammt aus dem St. Galler Sittertal. Robinienholz wird umgangssprachlich auch «Spielplatzholz» genannt, da es sehr dauerhaft und elastisch ist und sich daher ideal für den Garten- und Spielplatzbau eignet. Lustigerweise schien mir das Werk beim ersten Anblick wie ein gemein hoch gebautes Baumhaus für Kinder, denn mit den unten astlosen Stämmen ist die Plattform in zehn Meter Höhe ohne Leiter unerreichbar. Doch nebst dem Wunsch, die Plattform zu erklimmen, lädt Gramsma Hochschulangehörige oder Vorbeispazierende ein, sich wieder mal Geschichten auszudenken. Vielleicht ein wenig wie früher auf dem Spielplatz.
Chelsea Angel Neuweiler studiert Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Zürich.
Jonas Reolon ist Fotograf und Kameramann aus Winterthur.