Ihren Weg kreuzt Arash, ein eigentlich grundguter Kerl, dem aber sein drogensüchtiger Vater Probleme beschert. Traumgleich erscheint einem diese beeindruckend schöne Welt in Schwarz-Weiss. Das unterstreichen auch die von der Handlung seltsam entrückten Bilder, die wie zufällig eingestreut wirken – so die Pferdekopfpumpen, die Öl saugen. Regisseurin Ana Lily Amirpour beweist in ihrem Spielfilmerstling, basierend auf ihrer eigenen Graphic Novel und dem eigenen Kurzfilm gleichen Titels, mit einer beängstigenden Treffsicherheit ein Gespür für den richtigen Augenblick. «A Girl Walks Home Alone at Night» spricht darüber hinaus quasi beiläufig gesellschaftskritische Themen an. Dabei schreibt sich der Film die feministische Note nicht auf die Fahne und will auch kein politisches Statement sein. Er äussert nur Wünsche von einer Welt, in der alles möglich ist. In der weder die Realität, das Geschlecht, noch die sexuelle Orientierung eine Rolle spielt. Auch die cineastischen Querverweise sind vielfältig. Ob Western, Comicverfilmung, surrealistischer Arthouse oder Vampirfilm à la Jarmusch und Alfredson – «A Girl Walks Home Alone at Night» ist ein atmosphärisch-dichtes, düsteres und mit einer mysteriösen Anziehungskraft gesegnetes Potpourri an Möglichkeiten.
Sarah Stutte ist Programmmacherin im Kino Nische.