«Sie sind auf meinen Chihuahua getreten; passen Sie doch besser auf!», empört sich Vera affektiert. Sie und ihr Freund André sind mit weiteren Jungunternehmer*innen an einem Pitch-Training für Start-ups. Die beiden können an einem renommierten Wettbewerb ihre Gesundheits-App für Frauen präsentieren und mit ein wenig Glück Investor*innen finden. Die Seminare leitet Julian, ein schmieriger Coach, der sich an den Sitzungen gerne selbst inszeniert. Ungeahnte Nebenwirkungen zeigt dann plötzlich Veras Hypnosetherapie, die sie kurz zuvor gestartet hat, um mit dem Rauchen aufzuhören: Sie verliert all ihre sozialen Hemmungen. Der Chihuahua beispielsweise ist ein rein imaginäres Spiel von ihr, das bei der Gruppe der aufstrebenden Mitstreiter*innen immenses Befremden auslöst. Veras unberechenbares Verhalten hat nicht nur einen negativen Einfluss auf ihre berufliche Karriere, sondern auch auf die Beziehung mit André. Da dieser karrieremässig durchstarten möchte, versucht er, Julians Sympathie zu gewinnen, und benimmt sich nicht minder seltsam.
In seinem Spielfilmdebüt entlarvt der schwedische Filmemacher Ernst De Geer eine Gesellschaft, die auf Selbstverwirklichung und Authentizität setzt. Doch am Ende bleibt bei den vorgegebenen Normen kaum Spielraum zur individuellen Entfaltung. Eine rabenschwarze Komödie, bei der du dich als Zuschauer*in fühlst, als sässest du selbst mitten im Seminar – ratlos, unbehaglich und immer leicht peinlich berührt.
«The Hypnosis» ist ab 21. März im Kino Cameo zu sehen.
Liliane Hollinger ist Programmmacherin im Kino Cameo.