Das Eyduskop

Das Eyduskop

Das Eyduskop verrät dir anhand deiner Vorliebe für bestimmte Eydus, wie du in die Welt blicken kannst – und macht sich lustig über Persönlichkeitstests.

 

Kommen ein Rabe und eine Krähe in eine Bar und setzen sich an den Tresen, auf dem ein aufgeschlagenes Coucou liegt. Sagt der Rabe: «Ah, ein Quiz» – «Ein Persönlichkeitstest!», ruft die Krähe. «Njet-njet-njet, kein Persönlichkeitstest», korrigiert die russische Bar-Elster hinter dem Tresen, während sie ein Vodkaglas poliert, «Persönlichkeitstests gaukeln vor, dass ihr Ergebnis dir zeigt, wer du bist. Sie reduzieren dein Leben auf eine vorgefertigte Persönlichkeit, deine Mitvögel auf gesichtslose Nebenfiguren, die Welt auf eine schale Kulisse. Als existierten alle nur für sich selbst. Zentripetalistischer Stuss!» – «Was ist es dann für ein Quiz?», krächzt die Krähe. «Ein Eyduskop», antwortet die Bar-Elster und stellt eine Schale voll Regenwürmer, die «Hilfe! Hilfe! Esst uns nicht!» schreien, auf den Tresen. «Und wozu soll das Eyduskop gut sein?», hakt der Rabe nach. «Es lädt dich dazu ein, die Welt als Lebensraum zu betrachten. Zeigt dir, dass du nie losgelöst von deinen Mitvögel bist. Macht klar, dass alle nur durch-einander existieren. Wir sind zentrifugale Wesen, auch wenn manche das verdrängen.» – «Ribedi-Rabedi!», staunt der Rabe, «das Eyduskop ist ein Teil vom poetographischen Projekt! Dann geht es einfach darum, die abstrakte Vorstellung von Urbanität als Winterthurizität zu konkretisieren? Also die Erlebniswirklichkeit in ihrer poetischen Sinnlichkeit zu erfassen und im kollektiven Epos die Geschichte der Stadt als das Schichten der Poetograph*innen zu verstehen, indem man sich auf die ansprechende Qualität der Eydus, ihr Poetogenié einlässt?» Woraufhin die Regenwürmer perplex den Raben anstarren und die Bar-Elster zögernd antwortet: «Krä-äh-äh-äääh, ja? Genau? Wahrscheinlich zumindest … irgendwie so … probiert es doch einfach mal. Es besteht aus fünf Reihen. In jeder kreuzt ihr das Eydu an, das euch am meisten anspricht: 

 

 

  1. A) Burger: Ein zwilling-zwilling / Mit Zwieble, Ketchup und Chääs / Und dann minigolf (Dimitri Dünki) (♃)

  2. B) Gebrannte Mandeln, / überall Weihnachtskrempel, / funkeln, glitzern, Schrott. (Eileen Buchbinder) (♄)

  3. C) fruits of the forest, Sennhof: pungent wild garlic / strewn across the chopping board / with cheese and nuts, mmm.... (Fiona Kofmel) (♀)

  4. D) Schützenwiese: Stark tobende Fans / Pause: ohne Lottispiess / Gesang: ein Kanon (Serafin Denzler) (☿)

  5. E) Homeoffice am Hölzliweg I: Es riecht herb nach Kohl / Heute Waschkorb füllen und / alte Sätze sieben (Ruth Loosli) (♂)

 

 

  1. A) Steibibrunne: In grauen Wogen / Schwimmt allein mein letztes Bier / Komm ich teils mit dir (Simon Brunner) (♃)

  2. B) Man on the Eschenbergturm: Blue sky, lustrous bird / No, bold Icarus falling / Unseen.. to the depths.. (Paul Webb) (♄)

  3. C) Linsental: Der Bärlauch blüht weiss / Wildschweine versteckt am Hang / Goldgräber hoffen (Elias Tacheron) (♀)

  4. D) Stadtbibliothek: Wort für Wort für Wort / Zeilen im Stadtgemäuer / verlier mich in Text (Larissa Waibel) (☿)

  5. E) EULACHTREPPE: ich am fluss im grün / eulach fliesst ruhig dahin / ruhe, stille, voll cool. (Dylan Wiedler) (♂)

 

  1. A) Der Rotäugige: aus dem Rosengarten kommt / nachts die Kiffer holn – Teenagersage, Rosengarten (Julius Schmidt) (♃)

  2. B) Portier: Bähm, Bähm, harter Bass / Kopf gewinn, mega Kafi / Industriequartier (Konrad Jacobs) (♄)

  3. C) Vögel wie Säue / zusammen Weisswein trinken / ein schöner Sonntag (Laura und Josh Held) (♀)

  4. D) Zwölf Zuckerdosen / für Dich allein, und der Rauch / Von gestern allen (Omar Hetata) (☿)

  5. E) Was teilt Emma aus? / Schlemmen und Bier im Garten / Echt ein cooles Haus – EMMA Bett und Bistro, Oberer Graben (Leandra D’Addetta) (♂)

  1. A) Sommer am Hölzliweg: Die Quartierstrasse / Belebt vom Lärm der Kinder / Hat Bock auf Ausgang. (Ruth Loosli) (♃)

  2. B) Katzensteig 10.20.: Fruchtfleischfarben hängt / das Laub und dein Mundwinkel / tut das meistens auch (Jennifer Unfug) (♄)

  3. C) Vogelgezwitscher: Fahr der Töss entlang / Hör Frühlingslieder klingen / Der Fluss bringt Musik. (Silvia Tavernini) (♀)

  4. D) Steinberggasse: Noch dichten Deckel / die Brunnen in der Gasse / wie Weinbergschnecken. (Thomas Gehring) (☿)

  5. E) Musikfestwochen / Viele Menschen und konzerte / «Chumm nimm doch no eis» (Livia Kozma) (♂)

 

  1. A) Schloss Hegi: Baumnüsse sammeln / Jetzt jeden Tag Säcke voll / Bündnertörtchen, toll! (Lea Schick) (♃)

  2. B) Xylaria polymorpha und der Eschenberg: Abbauprozesse / Demarkationslinie / Faszination (Cyrill Kuliew) (♄)

  3. C) (Lindgutpark): die buchen im park / sind zweihundert jahre alt / sie sterben schon bald (Julia Toggenburger) (♀)

  4. D) Totentäli: Blaue Libellen. / Die Schillerfalter flattern. / Wind wiegt das Schilffeld. (Sandra Biberstein) (☿)

  5. E) Rychenberg Park:Gras in Massen da / Selektiv permeabel /Der Duftnotenzaun(Linn Larsson, Flavia Steger) (♂)

 

 

«Fertig?», fragt die Bar-Elster. «Dann schaut jetzt bei jedem angekreuzten Eydu nach, welches Symbol an seinem Ende steht, zählt die Symbole zusammen. Fahrt auf jedem Symbolstrahl die entsprechende Anzahl Punkte nach aussen und verbindet sie. Je nachdem entsteht ein Klecks, eine Linie, ein Drei-, Vier- oder Fünfeck. Das Eyduskop schlägt euch Aspekte vor, auf die ihr in eurer Umgebung achten könnt.» Der Rabe betrachtet das Eyduskop: «Ribedi-Rabedi!» Da fragt die Krähe: «Also, wenn ich nachher die Bar verlasse und durch die Stadt gehe, dann hat das Eyduskop meine Aufmerksamkeit und meinen Blick auf die Umgebung verändert, ja?» – «Genau», sagt die Bar-Elster. «Aber dann funktioniert es nur in Winterthur, oder?», fragen die Regenwürmer in der Schale neugierig. Die drei Vögel schauen sie perplex an. Der Rabe sagt: «Stimmt. Das poetogene Gefühl gibt es nur hier. Auch das Gefühl, dass mir ein Eydu als vage Erinnerung, Paraphrase oder Zitat in den Sinn kommt, wenn ich an einem poetographierten Ort vorbei komme, gibt es nur unserer Stadt.» – «Vielleicht sollte man irgendeinen Namen dafür haben, wenn einem an einem Ort ein Eydu in den Sinn kommt. Zum Beispiel », merkt ein urchiger, walliser Regenwurm an. «Es ist immer dasselbe! Wie soll man euch nur essen, wenn ihr solche Einfälle habt!?», zetert die Bar-Elster. Sie nimmt die Schale mit den Regenwürmern, geht aus der Tür, fliegt zum Rosengarten hoch und lässt die Würmer frei. Worauf die Regenwürmer singend tanzen: «In die Erde grabt die Rede, denn die Rede ist die Erde, kultiviern den Himmel so und die Rosen wachsen hoch! Blühen bald schon tausend Farben, da wir den Grund gelockert haben! Wir wimmeln so wie’s uns gefällt, die Herde wimmelt durch die Welt!»

Antworten:


(♃)

Welche Farbe hat das Wasser in den Steibibrunnen im Abendlicht?

Zu welchem der sieben Hügel Winterthurs zieht es dich hin?

Von welchem Punkt aus stehen der rote Turm und das Sulzerhochhaus in einer Linie (in Konjunktion)?

Von welchem Fast-Food-Verkäufer würdest du dir am liebsten die Zukunft vorhersagen lassen?

Auf welchem Friedhof würdest du am liebsten pick-nicken?

Wo würdest du mit Holidi spazieren gehen?

Wo steht dein Lieblingsmammutbaum in Winterthur?

Auf welchem Feld/Hügel beobachtest du am liebsten die Planeten?

Wann und wo hast du zuletzt eine Grille zirpen gehört?

 

 

(♀)

Wo gibt es überall Momos in Winterthur?

Wo trinkst du deinen Wein am liebsten?

Welches Glacé passt am besten zu Steibe?

Was sollte das neue Regionalgericht von Winterthur sein?

Wonach riecht die Schützenwiese für dich?

Wer ist die Glacé-Verkäuferin deines Vertrauens?

 

(☿)

An was erinnert dich die verrauchten Räume im Widder?

Welche Farbe hat die Atmosphäre im Ciel bleu?

In welchen Park findest du die Soundsphäre am nicesten?

In welchem Museum willst du dir ein Bild klauen?

Mit welcher Band würdest du am liebsten für eine nach ein Haus besetzen, um ein Konzert zu spielen (Sauvage)?

Welches Winterthurer Gebäude würdest du am liebsten abreissen/abfackeln/sprengen?

Zwischen welchen Busstationen fährst du am liebsten schwarz?

In welcher Villa einer Winterthurer Industriellen Familie würdest du eine WG gründen?

 

(♄)
In welchem Quartier würdest du dich am liebsten verlaufen?

… kannst du dich verlaufen?

Wo holst/bestellst du dir das bester Kateressen?

Auf welchen Kreisel würdest du eine Nacht verbringen?

In welcher Pünte würdest du am liebsten in Rente gehen?

Auf welchem Baum in Winterthur würdest du gerne klettern, um eine Tasse Tee zu trinken?

(♂)

An welchen sieben Stellen in Winterthur würderst du Seen anlegen?

In welcher Badi möchtest du am liebsten wohnen?
Wo würdest du eine neue Buslinie anlegen?

Wo würdest du einen neuen Park anlegen?

Wo stört dich der Autobahnlärm am meisten in Winti?

 

Polynja
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Poetographie

Hörtext von Marc Herter.

Fideretten
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Wäre es nicht faszinierend, wenn es eine ganz originale winterthurer Literatur gäbe? Ach, die gibt es ja! «Fideretten» entfalten Eydus zu kurzen Geschichten über unsere Stadt. Du willst auch ein…

der turm
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heute ein extra grosses müesli. energie für einen aufregenden tag.