P wie Pianissimo

«Pianissimo (ital.), abbreviert durch pp, ist das dritte Echo, welches lässt, als wenn die Stimme in die Luft zerginge.» [Walther, Musicalisches Lexicon, 1732]

Das Zitat aus Walthers «Musicalischem Lexicon» ist vielleicht etwas pathetisch formuliert, vermittelt aber eine sehr schöne Vorstellung von dem, was hinter der musikalischen Vortragsbezeichnung steht. Eine Vortragsbezeichnung gibt den Interpret*innen die Anweisung, wie sie eine Stelle zu spielen haben. Hierzu gehört zum Beispiel «forte» (kräftig, laut) oder dessen Gegenpol «piano» (sanft, leise, behutsam). Dazwischen gibt es Abstufungen wie «mezzoforte» (mittellaut) oder «mezzopiano» (mittelleise) sowie die Steigerungen «fortissimo» (äusserst kräftig) oder eben «pianissimo» (äusserst leise). Während die Bezeichnungen «forte» und «piano» tatsächlich in erster Linie als Richtwerte zur Lautstärke dienen, zwingen einen die Extreme «fortissimo» und «pianissimo» zu einer tieferen Interpretation, die weit über die technischen Definitionen von «sehr laut» oder «sehr leise» hinausgehen müssen. Wie der Pianist Alfred Brendel bemerkte, steht bei Beethoven ein «piano» schlicht für «leise». Schreibt Beethoven aber «pianissimo», so ist dies vielmehr eine Charakterangabe. Das «dritte Echo», wie es Walther beschreibt; der Klang «zergeht in der Luft», ist also fast nicht mehr wahrnehmbar, nur noch mit äusserster Konzentration und Hingabe. Ein «pianissimo» ist also nicht lediglich die leisere Variante des «piano», sondern verlangt eine intensivere Spielweise und phantasievollere Klanggebung. Es beschreibt ein zärtliches Flüstern oder einen letzten Lebensatem, kann in sphärische Weiten entschweben oder einen endgültigen Schlusspunkt besiegeln. Ein schönes und intensives «pianissimo» ist für eine*n Spieler*in mitunter das Anspruchsvollste. Gelingt es, sind dies die eindrücklichsten musikalischen Momente. 

Erklärt von: Christian Erny, Pianist und Dirigent aus Winterthur 

A wie Aufmerksamkeits-ökonomie
Kulturlexikon

Hi! Hei! Hey, ja! Du da, das ist für dich: Aufmerksamkeit ist die neue Währung. Und je mehr um sie gebuhlt wird, desto knapper wird sie, deine Aufmerksamkeit.

L wie Langgedicht
Kulturlexikon

Anfang 20. Jahrhundert wurde das erste zeitgenössische Langgedicht als solches veröffentlicht, ab Mitte der 1960er-Jahre wurde vermehrt über den Begriff gesprochen – doch bis heute ist es schummrig…

F wie Forumtheater
Kulturlexikon

Bei dieser partizipativen Theaterform bleibt das Publikum nicht in einer passiven Zuschauer*innenrolle, sondern gestaltet das Geschehen auf der Bühne aktiv mit.

P wie Provenienz
Kulturlexikon

Was simpel klingt, kann jedoch schnell kompliziert werden – und einiges an politischer und auch finanzieller Sprengkraft mit sich bringen.

H wie Historiografie
Kulturlexikon

Historiografie ist im wörtlichen Sinne das «Schreiben von Geschichte»; auf gut Deutsch also «Geschichtsschreibung».