Während 100 Minuten erleben wir anhand von Close-Ups hautnah mit, wie diese junge Frau sich einen Wolfspelz überstreift – oder einen Schafspelz? – und erstarkt. Zu Beginn dieses grossartigen Werks von Teona Strugar Mitevska stehen zwei Skandale um Petrunya: ein durch und durch misogynes Bewerbungsgespräch und ein gewagter Sprung in einen eisigen Fluss mit einer Horde johlender Kerle, um ein Holzkreuz herauszufischen. Beim letzteren handelt es sich um einen orthodoxen Brauch, der für ein glückliches Jahr sorgen soll. Dass eine Frau teilnimmt und gewinnt, überfordert Kirche und Justiz. Eine Abrechnung mit patriarchalen Strukturen und archaischen Traditionen – mit einem schönen Gespür für Absurditäten.
Liliane Hollinger ist Programmmacherin im Kino Cameo.