Temporeich und beinahe ohne Verschnaufpause wird das zehrende Leben von Adelina erzählt, der einzigen Tochter eines italienischen Einwandererpaares in der Schweiz der 1970er-Jahre. Eine Reihe unglücklicher Umstände nimmt mit den geerbten Schulden des verstorbenen Vaters ihren Anfang und stürzt Adelina in ein Leben der Armut und Einsamkeit. Als alleinerziehende Mutter mit Migrationshintergrund und ohne Ausbildung wird sie im gutbürgerlichen Zürich an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Geldsorgen sitzen ihr im Nacken und die Beziehung zu ihrer Tochter steht in einem ambivalenten Verhältnis zwischen Liebe und Last. Es sind einzelne, nüchterne Szenen und Bilder aus ihrem Leben, die nachhallen – beispielsweise imaginäres Reisen als Strategie, um während der Arbeit am Fliessband «nicht zu verblöden». Der Roman nimmt gegen Ende immer mehr an Fahrt auf und macht die Ausweglosigkeit von Adelinas Situation auch auf sprachlicher Ebene erfahrbar. Obwohl wir bei der Lektüre einen Ort der Fiktion betreten, gibt die Geschichte Einblick in ein mögliches Leben einer Seconda in der Schweiz – und in die möglichen Leben vieler Migrant*innen aus dem Süden, die das kulturelle Erbe der Schweiz mitgeprägt haben. Insofern räumt Lukas Bärfuss in seinem Roman einen Platz für ein gesellschaftspolitisches Kapitel der Schweizer Geschichte ein.
«Die Krume Brot» umfasst 224 Seiten und wiegt 330 Gramm.
Muriel Progin lebt in Winterthur und freut sich auf verregnete und lesereiche Herbstsonntagnachmittage.
Die Krume Brot
Müsste ich den neuesten Roman von Lukas Bärfuss mit einem Wort umschreiben, so wäre es wohl: rasant.
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