«Orangen sind nicht die einzige Frucht» ist eine autofiktionale Coming-of-Age-Geschichte über Sexualität, Familie, Religion und Unterdrückung. Auf dem Höhepunkt des Autofiktion-Trends lohnt es sich, zu diesem Klassiker des Genres zurückzukehren. Ein must für angsty queer women und auch für alle anderen eine wertvolle Entdeckung!
Das Buch folgt Jeanette, die in einem strengen protestantischen Arbeiter*innenhaushalt aufwächst. Trotz – oder gerade aufgrund – ihrer tiefreligiösen Erziehung kämpft sie mit ihrem eigenen Selbstverständnis und ihrer Anziehung zu Mädchen. Während sie die Herausforderungen der Adoleszenz navigiert und versucht, ihren Glauben mit ihrer Umwelt in Einklang zu bringen, beginnt sie, die Grundlagen ihrer Weltsicht zu hinterfragen.
Winterson vermischt auf wunderbare Weise religiöse Erziehung mit aufkeimender Sexualität, Neugierde und Identität. Trotz der Behandlung schwerer Themen verliert das Buch nie an Witz, Poesie oder Leichtigkeit. Besonders die Darstellung der Mutter, einer Frau, die von ihrem religiösen Fanatismus geradezu verzehrt wird, ist faszinierend und beklemmend zugleich. Der Roman sprüht vor Mut, Humor und Freude an der Sprache: konkret und allegorisch, biblisch und queer, düster und lustig.
«Orangen sind nicht die einzige Frucht» umfasst 272 Seiten und wiegt 241 Gramm.
Niki Grieser ist Redakteurin bei delirium.