Im Februar 2023 habt ihr Katharina Kofler und Julia Wolf als Leiterinnen des kunstkastens abgelöst. Wieso habt ihr euch dieser Arbeit angenommen?
Antonella Barone: Unser Fokus liegt bei den meisten gemeinsamen Arbeiten auf dem öffentlich zugänglichen Raum. Der kunstkasten war ein guter Kompromiss, weil er ein begrenzter Raum, aber trotzdem öffentlich zugänglich ist. Wir sind es uns gewohnt, ein ungefiltertes Publikum anzusprechen. Eines unserer Ziele ist es, die Kunst zurück an die Öffentlichkeit zu bringen.
Tanja Breu: Es ist eine Herausforderung. Der kunstkasten ist kein Atelier, zu dem eine Tür aufgemacht oder Eintritt bezahlt werden muss. Er interagiert mit einem grossen Publikum. Wir müssen also eine Sprache wählen, die möglichst viele Leute anspricht. Das haben wir auch in der Auswahl der Werke berücksichtigt. Bei Pauline Cordier, deren Arbeit aktuell zu sehen ist, verändert sich das Werk zum Beispiel. So viel sei verraten: Wer täglich am kunstkasten vorbeigeht, sieht immer etwas anderes hinter der Glasscheibe.
Was wollt ihr mit eurer Arbeit beim Publikum erreichen?
TB: Die Themen und künstlerischen Disziplinen sollen möglichst nicht elitär, sondern für ein breites Publikum zugänglich sein, ohne banal zu wirken. Ziel ist es, einen Diskurs auszulösen.
AB: Viele Leute haben Respekt vor der Kunstszene und Angst, etwas falsch zu interpretieren. Wir wollen diese Hemmungen abbauen. Hier kommt uns die unmittelbare Nähe zum Publikum gelegen. Die Menschen können stehenbleiben und sind gleich mittendrin, ohne eine Türschwelle übertreten zu müssen.
TB: Für uns bedeutet das wiederum, dass wir unglaublich exponiert sind. Das spüren wir auch beim Aufbau der Ausstellung. Normalerweise bleibt dieser Prozess dem Publikum verborgen. Bei uns kriegen die Leute einen direkten Einblick hinter die Kulissen und in den Entstehungsprozess.
Gibt es unter den Werken, die ihr für den kunstkasten kuratiert, eine Gemeinsamkeit?
TB: Wir haben 2023 für die Auswahl der Werke ein Jahresthema in Form einer übergeordneten Frage ausgesucht, nämlich «Wem gehört der öffentliche Raum?». Das dient uns als Anhaltspunkt, um Kunstwerke auszusuchen.
AB: Dazu kommen Kriterien, an die wir uns bei der Auswahl halten. Das ist zum einen eine ausgeglichene Vertretung der Geschlechter und Altersgruppen, zum anderen die Vielfalt der Disziplinen. Wir besuchen die Künstler*innen jeweils in ihren Ateliers, diskutieren ihre Ideen und sehen so, ob diese im Rahmen des kunstkastens umsetzbar und passend sind.
Was zeichnet die Winterthurer Kunstszene eurer Meinung nach aus?
TB: Die grosse Bandbreite an Generationen und Disziplinen innerhalb der Künstler*innen, welche von diversen Backgrounds zeugt. Diese unglaubliche Vielfalt bleibt trotzdem überschaubar, was für unsere Arbeit sehr angenehm und inspirierend ist. Auf dem Land hingegen, wo wir beide herkommen, sind die Einflüsse und Hintergründe der Kunstschaffenden meist sehr ähnlich.