Ein Talent in vielen Rollen

Ein Talent in vielen Rollen

Es verwundert kaum, dass der Grossteil der Kunst im öffentlichen Raum Winterthurs von Männern stammt – gerade dann, wenn es sich um ältere Werke, sprich aus dem frühen und mittleren 20. Jahrhundert, handelt.

Frauen blieb bis Ende des 19. Jahrhunderts eine akademische Kunstausbildung verwehrt; ihre künstlerische Fähigkeit wurde ihnen entweder ganz abgesprochen oder sie konnten einer gestalterischen Betätigung aufgrund ihrer Rolle als Ehegattin, Mutter und Hausfrau nicht nachkommen. Umso wichtiger ist es, diejenigen Frauen zu würdigen, die es trotzdem geschafft haben, Kunstgeschichte mitzuschreiben.

 

Emma Sulzer-Forrer war eine solche Frau: Mit jungen Jahren heiratete sie Robert Sulzer und wurde kurze Zeit später Mutter dreier Söhne. Da ihr Mann – Enkel von Johann Jakob Sulzer, Mitbegründer der Firma «Gebrüder Sulzer» – im Unternehmen seines Grossvaters eine leitende Position innehatte, kümmerte sie sich um das grosse Wohnhaus mit Garten unweit der heutigen Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz». Obwohl sie als Organisationstalent galt, regelmässig Feste organisierte und in- oder ausländische Geschäftsfreunde ihres Mannes empfing, war ihre grösste Leidenschaft die Kunst: Schon vor ihrer Heirat besuchte sie als Hospitantin kunstgewerbliche Kurse am Technikum Winterthur und reiste nach Paris und Italien, um ihr künstlerisches Talent – vor allem in der Bildhauerei – weiter zu formen. Auch nach der Familiengründung war sie oft im eigenen Atelier anzutreffen und wirkte mit grossem Engagement in diversen Kunstorganisationen mit: Sie war Mitgründerin des 1913 ins Leben gerufenen Galerievereins, der – anders als der Kunstverein, Träger vom Kunst Museum Winterthur – auch weibliche Mitglieder tolerierte, Vorstandsmitglied der Gesellschaft schweizerischer Malerinnen und Bildhauerinnen und ab 1946 Mitglied der Künstlergruppe Winterthur, wo sie sich während vieler Jahre an der traditionellen Dezemberausstellung beteiligte.

 

Dass eine von Emma Sulzer-Forrers Bronzeskulpturen seit 1963 den öffentlichen Raum Winterthurs ziert, ist ihrem jüngsten Sohn, Thomas Peter Sulzer, zu verdanken. Dieser schenkte dem Quartierverein Äusseres Lind die Brunnenfigur «Sinnender Knabe». Diese «bildet heute nicht nur einen stimmungsvollen Schmuck des Platzes, sondern ist auch eine wertvolle Erinnerung an die dahingegangene Winterthurer Bildhauerin», berichtete der Landbote im Sommer desselben Jahres.

Zur Autorin: Franca Bernhart hat Kunstgeschichte studiert und ist Co-Präsidentin der oxyd – Kunsträume.

Bild: Jonas Reolon ist freischaffender Kameramann und Fotograf.

Verbindung zwischen Himmel und Erde
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Artothek

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Lebendiges Zimmer
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Das Zimmer von Monsieur Rouge befindet im Erweiterungsbau der Maurerschule. Für Unwissende ist es eine Herausforderung, das Kunstwerk zu finden.

Stahlplatten des Trostes
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Eine Bronzeskulptur passend zur Schule
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Eine tierische Bank
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In diesem Artikel geht es um die wohl bekannteste Sitzgelegenheit in Winterthur. Ich präsentiere: Die Wauwau-Bank von Erwin Schatzmann. Sie lädt nicht nur zum Sitzen ein, sondern auch zum Staunen.