Mensch und Tier – Tier und Mensch

Mensch und Tier – Tier und Mensch

Mensch und Tier als gleichberechtigte Geschöpfe: In der heutigen Zeit und gerade in unseren Breitengraden merkt man davon herzlich wenig.

Die beiden Winterthurer Künstler Hans Bach und Werner Ignaz Jans wollten 1987 diesen ethischen Grundsatz mit ihrem gemeinsamen künstlerischen Werk thematisieren, wobei sie sich an einer Stelle in der Bibel orientierten: « […] Der Mensch hat vor dem Tier keinen Vorzug. Denn alle gehen an einen Ort; alle sind sie aus Staub geworden, und alle werden sie wieder zu Staub. Wer weiss, ob der Odem [Atem] der Menschenkinder emporsteigt, der Odem des Tieres aber hinabfährt zur Erde?» [Prediger 3, 18–21]

 

Bachs «Kniende» und Jans‘ «Sitzendes Schwein» begegnen sich auf Augenhöhe und schauen einander an. Die beiden scheinen, zumindest optisch gesehen, gleichberechtigt zu sein. Über 30 Jahre waren die beiden Holzskulpturen im Schulhaus Ausserdorf, Wülflingen anzutreffen, doch aufgrund von Umbauarbeiten wurden sie im Sommer 2020 demontiert und im Superblock platziert. Dort zieren sie seit Mitte Juli den Wartebereich des Steueramts und lehren nun vielleicht manchen Erwachsenen über die Beziehung zwischen Mensch und Tier.

 

Die beiden Künstler sind bekannt für ihre Arbeiten mit Holz – sei es in Form von Skulpturen oder Holzschnitten. Gerade von Jans trifft man einige Frauenfiguren im öffentlichen Raum Winterthurs an, und auch der bekannte Holzmann «Holidi», der 2015vom Graben auf den Friedhof Rosenberg verlegt wurde, stammt von ihm. Von Bach ist eine Vielzahl von Werken in der städtischen Kunstsammlung vertreten, einige davon zieren Seminarräume und Büros.

 

In Schulhäusern ist Kunst keine seltene Begebenheit. In fast allen Winterthurer Bildungsinstitutionen wurden, zeitgleich zum Bau oder nachträglich, Kunstwerke in die Gebäude integriert. Meist sind es bunt gestaltete Malereien und Objekte mit verspielten Formen, Figuren oder Tieren, die den Kindern die Pause versüssen, Spielraum lassen für Fantasie oder eine spezifische Geschichte – mit einer Moral – erzählen. Und so zeigten sich die Schüler*innen vom Ausserdorf äusserst traurig über das Verschwinden der beiden Skulpturen. Mit deren Umplatzierung erreichte den Superblock ein Dutzend Zeichnungen mit persönlichen, liebevollen Nachrichten an die beiden hölzernen Wesen: «ich will das ir am schwein sorge tragt»; «Schwein ich werde dich fermisen»; «ich wünsche Dir ein gutes leben».

Zur Autorin: Franca Bernhart hat Kunstgeschichte studiert und ist Co-Präsidentin der oxyd – Kunsträume.

Bild: Jonas Reolon ist freischaffender Kameramann und Fotograf.

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