Scott, ein rebellierender Junge aus gutem Hause, rettet seinen Freund nicht selten aus den misslichen Lagen, in die Mike durch seine Narkolepsie gerät. Die zwei sind obdachlos, ziehen im Nordwesten der USA von Stadt zu Stadt und verdienen ihr Geld auf dem Strich oder mit Überfällen. Auf der Suche nach Mikes Mutter verschlägt es die beiden bis nach Italien.
Gus Van Sants Film ist Roadmovie, Coming-of-Age-Drama und Groteske in einem. Die Geschichte entspinnt sich zwanglos und traumähnlich. Dabei prallen unterschiedlichste Szenerien und Stile aufeinander: von ungeschönten Aufnahmen der harten Strassenrealität obdachloser Jugendlicher, über Szenen, in denen aus Shakespeares «Henry IV» zitiert wird, über die skurrile Showeinlage des exzentrischen Freiers Hans (Udo Kier), bis hin zum gefühligen Liebesidyll im italienischen Landhaus.
Den Zuschauerinnen und Zuschauern ergeht es bei diesen abrupten Wechseln ähnlich wie Mike, der nach seinen narkoleptischen Anfällen in immer neuen, unerwarteten Situationen erwacht. Trotz der ausgestellten und zelebrierten Künstlichkeit, die sich aus dem Spiel mit Stilformen und Referenzen ergibt, schafft der Film eine erstaunliche emotionale Tiefe – nicht zuletzt durch River Phoenix' eindringliches Schauspiel.
Zu sehen ist «My Own Private Idaho» am Samstag, 12. März um 18 Uhr im Kino Cameo.
Stephanie Werder ist Doktorandin am Seminar für Filmwissenschaft der Uni Zürich und Redakteurin beim Filmjahrbuch CINEMA.