Im mit Menschenrobotern bevölkerten Vergnügungspark können Gäste ihren geheimen (unbefriedigten) Gelüsten nachgehen. Die Roboter sind derart programmiert, dass sie keine Menschen angreifen – sie sind der Kundschaft ausgeliefert.
Die Freunde Peter und John entscheiden sich für Ferien in Westworld, vergnügen sich in Saloon, Bordell und mit (täglichen) Duellen gegen den lokalen Revolverhelden. Dieser verliert zunächst wie vorgesehen und wird über Nacht repariert. In den Werkstätten des Parks stellt sich heraus, dass die Roboter Fehlfunktionen aufweisen und Delos die Kontrolle über die Maschinen zu verlieren droht. Was nun? Nur so viel: Ein Kritiker der New York Times umriss die Handlung mit «Doomsday in Disneyland» (– allzu gut kann es also nicht kommen).
Das Debüt des Regisseurs und Autors Michael Crichton ist gut gealtert: Die Slow-Motion-Schiessereien in den schön inszenierten Welten verfehlen trotz des gar roten Filmbluts ihren Effekt keineswegs, und das reduzierte Schauspiel Yul Brynners in der Rolle des Revolverhelden flösst bis heute Angst ein. Dies erkannte auch James Cameron, dessen «Terminator» über zehn Jahre später eindeutige Reminiszenzen an Crichtons Androiden zeigt. Weiter dient der Film «Westworld» als Vorlage für die gleichnamige HBO-Serie, die seit 2016 grosse Erfolge feiert und sich tiefer mit moralischen Fragen rund um diesen Vergnügungspark beschäftigt. Solche interessieren im Original nicht weiter. Es soll ein spannender und unterhaltender Horror-Sciencefiction-Thriller mit Western-Anleihen sein – und dies glückt auch bald 50 Jahre nach der Premiere.
Giancarlo Corti ist Filmwissenschaftler und Mitglied der Programmgruppe im Kino Cameo.