Sarah macht

Sarah macht

Über die Gleichstellung von Mann und Frau wird viel geschrieben und geredet. Sarah Akanji ist es wichtiger, solche Ansätze umzusetzen, und sie macht das auf verschiedene Arten.

«Wenn man etwas ändern will, dann muss man etwas dafür machen – so wurde ich erzogen, und meine Familie hat schon immer nach diesem Leitsatz gelebt.» Sarah Akanji ist keine, die grosse Töne spuckt. Sie weiss, was sie will – die Gleichstellung aller Menschen – und wie sie dazu beitragen kann, ob in ihrer Freizeit oder im Job bei der Sozialdemokratischen Partei (SP).

In Winterthur kennt man Sarah vor allem wegen eines Themas: dem Frauenteam des FC Winterthurs, welches sie aufgebaut hat. Die 25-Jährige kommt aus einer Familie, in der Sport immer wichtig war. Schon der Vater spielte Fussball, sie und ihr jüngerer Bruder Manuel erbten die Leidenschaft. «Ich habe früh gemerkt, ich bin gut darin», sagt Sarah. Lange habe sie sich eine grosse Fussballkarriere gewünscht. Doch nur eines der Geschwister wurde früh gefördert und spielt heute auf internationalem Niveau. Sarah blieb die Möglichkeit einer Fussballausbildung verwehrt – ein Umstand, der sich mit ihrem Gerechtigkeitssinn nicht vereinbaren liess.

Im Alter von 15 Jahren fragte sie deshalb das erste Mal beim FC Winterthur nach, warum es kein Frauenteam gäbe. Die nötige Infrastruktur fehle, so die Antwort des Clubs. Das Argument nahm Sarah so nicht hin und bot dem Verein sieben Jahre später kurzerhand an, alles Organisatorische selbst zu übernehmen, wenn das neue Team dafür unter dem Namen des FCW spielen dürfe. Ein Schritt, der mit unheimlich viel Aufwand verbunden war: Mit dutzenden Menschen war Sarah ständig im Austausch, nahm an noch mehr Sitzungen teil. Die Arbeit leistete sie ehrenamtlich. Ihr war es das wert. «Ich bin nicht wütend, dass ich als Mädchen keine Frühförderung im Fussball erhalten habe. Aber es würde mich wütend machen, wenn heute ein 12-jähriges Mädchen zu mir käme und sagen würde, dass es Fussball spielen will, aber nicht könne. Dafür mache ich das!»

Bei der Arbeit ging es Sarah nicht um die Aufwertung von Frauensport per se. «Frauen müssen nicht aufgewertet werden. Sie müssen ganz einfach die gleichen Leistungen beziehen dürfen wie Männer.» Dass die gebürtige Wiesendangerin damit bei einem ganz zentralen Punkt der Gleichstellungsbewegung etwas bewirkt, war ihr lange nicht so richtig bewusst. Erst im Zusammenhang mit ihrem Studium in Geschichte und Politik wurde ihr klar, wie sehr Politik jeden ihrer Lebensbereiche beeinflusst. Ob als Captain und Organisatorin bei den FCW-Frauen, aber auch im Beruf. Im Sommer hat sie ihr Praktikum bei der SP beendet, mit einer neuen Stelle als Kampagnen-Mitarbeiterin bleibt sie bei der Partei. Sie kann sich gut vorstellen, dereinst das grosse Politik-Parkett zu betreten und im Parlament mitzumischen. Bis dahin nutzt sie die Aufmerksamkeit, die sie von den Medien im Zusammenhang mit den FCW-Frauen bekommt, um ihre politischen Statements sorgfältig zu platzieren. Erst kürzlich posierte sie zum Beispiel mit Teamkollegin Toja Rauch auf einem Bild für Take A Stand, eine Organisation, die Festivals aufruft, für Toleranz und Gleichberechtigung einzustehen.

In vielen Medienberichten der letzten Monate wurde Sarah als Kämpferin dargestellt. Eine Rolle, in die sie hineingedrückt werde – denn ihr Engagement kam ihr nie wirklich wie ein Kampf vor, sondern wie eine Notwendigkeit. «Wer sich nicht gegen unfaire Strukturen auflehnt, bestärkt diese», sagt sie, «deshalb ist es ein Privileg, dass sich die Leute für mich zu interessieren begonnen haben. So habe ich eine Stimme erhalten, welche ich für meine Anliegen nutzen kann.» Die Selbstverständlichkeit, mit der die junge Frau ihre Anliegen angeht, macht sie eben nicht zur Kämpferin, sondern zur Macherin.

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