Bei 10 angekommen

Bei 10 angekommen

Ob Kulturnacht oder ein Festival auf der Insel Rheinau – Pascal Mettler hat seine Finger überall im Spiel und geht ein Projekt nach dem anderen voller Tatendrag an.

Irgendwann wurde ihm die Kultur zu wichtig: Daraufhin gab Pascal Mettler seine «Nebenherjobs» als Bauleiter und -zeichner im Architekturbüro auf und konzentrierte sich auf den Kulturbetrieb – und hat seitdem seine Finger und Ideen bei vielen Projekten im Spiel. Dass er in Winti agiert, ist einer nüchternen Entscheidung zu verdanken, die er vor zig Jahren treffen musste. Aufgewachsen in Guntershausen, «einem Schlafnest bei Aadorf», wie er es nennt, hatte er sich für eine Lehre als Hochbauzeichner in Winterthur entschieden. Nach seinem Abschluss zieht es ihn nach Zürich, wo er zwei Jahre lang eine Schauspielschule besucht. Wie es dazu kam? Bühnen hätten schon immer eine grosse Anziehungskraft auf ihn gehabt, beantwortet Pascal Mettler die Frage. «Danach konnte ich zwar immer noch nichts», sagt er und lacht. «Aber diese Zeit hat mir geholfen herauszufinden, was ich überhaupt will.» Und das war «machen, machen, machen»: mehr hinter die Kulissen blicken, mehr Regie, mehr Produktion.

Der Zufall wollte es, dass er während seiner Zeit im Architekturbüro zwei Gleichgesinnte kennenlernte: Manuel Lindt und Jan Fischer. Sie zogen Projekte auf und durch, mischten in der Kulturszene mit. Mitte der 1990er-Jahre ging dann das erste gemeinsame Grossprojekt über die Bühne: Der «Stammtisch» war ein interdisziplinäres Stück, bei dem die Zuschauer*innen das Leben und die Charaktere der einzelnen Gäste und des Wirtes kennenlernten. Manuel Lindt steuerte den Film bei, es gab Live-Übertragungen und Live-Musik. Nach zwei weiteren grossen Projekten, «Am Anfang» und «Block», hängte Pascal Mettler seinen gelernten Job an den Nagel und setzte ganz auf die Kunstkarte.

Gemeinsam mit Manuel Lindt und David Baumgartner gründete er dann Anfang der Nullerjahre «Kulturbau», eine Agentur für die Vermittlung von Künstler*innen und Kulturproduktionen. Andreas Thiel war einer der ersten Künstler*innen, den er unter seine Fittiche nahm. Dann folgte das polit-poetische Duo «schön&gut», das er auch heute noch betreut. «Ich bin interessiert an Menschen, die sich ausdrücken wollen und können und dabei ihre eigene Form, ihre eigene Sprache finden», beschreibt Pascal Mettler seine Leidenschaft. Wichtig sind ihm stets die Leute, die er bei einem Projekt um sich hat: «Es ist unglaublich anregend, mit Menschen etwas anzupacken und durchzuziehen, sich auszutauschen und gemeinsam zu arbeiten, bis man beim Endprodukt angekommen ist.»

Nach einem ruhigen Sommer ist die September-Agenda von Pascal Mettler schon gut gefüllt: Anfang Monat findet die Kleinkunstrallye statt, eine Tour, die die Teilnehmer*innen zu den verschiedenen Spielorten und Theatern Winterthurs führt – dieses Jahr sogar auf Velos. Eine nicht ganz einfache Herausforderung ist es, die Leute dafür zu finden: «Bei schönem Wetter sind alle in der Badi, wenn es regnet, bleiben die meisten zuhause», meint Pascal Mettler, der das Projekt leitet. Doch mit den richtigen Mitteln, wie dieses Jahr mit der Band «The Nozez», die jeweils eine Viertelstunde vor Tourbeginn einheizen, findet sich stets ein ansehnliches Grüppli kulturinteressierter Menschen.

Ende September folgt dann die Kulturnacht: 2015 übernahm Pascal Mettler die Koordination des Anlasses, eine Initiative der IG Kunstsammlungen. «Man wollte keine klassische Museumsnacht», erinnert er sich. Stattdessen steht es den Gastgeber*innen frei, wie sie den Abend gestalten wollen. So laden die heuer 17 Gastgeber*innen 17 Gäste ein, die für zwanzigminütige Performances sorgen, manchmal inklusive Anschlussgespräch.

An Ideen mangelt es Pascal Mettler nicht. Als Fan von Strassenfesten ist er daran, auf der Insel Rheinau eine Art Gauklerfestival mit vielen Kleinkünstler*innen aufzuziehen. «Es fand in den letzten Jahren bereits ein wunderbares Inselfestival statt, leider in unregelmässigen Abständen», erzählt er. Nun will er es gemeinsam mit einem neuen OK wiederaufleben lassen. «Wir sind auf Stufe 7 von 10», verrät er – und man zweifelt nicht daran, dass er schon bald bei 10 ankommt.

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