Kurzum: Das ist Martin Schulz, das Wunder von Würselen. Ein belesener Mann mit Glatze, einer altmodischen Brille und einem Gesicht wie eine Woche Kofferraum. In weniger als 365 Tagen verlor der Spitzenpolitiker bekanntermassen nicht nur krachend die Wahl gegen «Mutti» und den Posten als Parteichef, sondern auch die Achtung der deutschen Öffentlichkeit.
Sie denken jetzt: «Das ist mir doch schnurzegal!» Doch das Buch von Spiegel-Redakteur Markus Feldenkirchen, der Schulz über Monate hinweg begleiten durfte, gewährt dem Leser einen seltenen Blick hinter die Kulissen einer politischen Kampfzone, in der Entscheidungsangst und die Verzweiflung über Umfragewerte zum Modus Operandi eines Mannes gehörten, der gegen aussen stets darum bemüht war, hochprofessionell und abgeklärt zu wirken, damit jedoch genau das Gegenteil bewirkte. Und so tragisch der Aufstieg und Fall des Martin Schulz auch sein mag, so komisch liest sich dessen politische Berg- und Talfahrt durch unseren grossen Nachbarn, die Bundesrepublik Deutschland.
«Die Schulz Story» umfasst 320 Seiten und wiegt 524 Gramm.
Andreas Hauri ist Redaktor bei delirium: www.delirium-magazin.ch