Diesen Mythos hat Colson Whitehead aufgenommen und mit grossem Können umgesetzt. Cora flüchtet, wie schon ihre Mutter, aus einer Plantage in Georgia. Auf dieser ist sie in der dritten Generation als Baumwollpflückerin tätig?, und sie kommt zum ersten Mal im Leben aus dieser Hölle heraus – in die nächste Hölle. Als Sklavenjäger lässt sich nämlich gut Geld machen in diesen Tagen, Gefahren lauern überall, und Coras Weg durch die Staaten ist gesäumt von Sümpfen, Leichendiebstählen, Bluthunden, aber auch Abolitionisten und Gläubigen, die ihr helfen. Dieser Roman besticht durch einen hervorragenden Plot, eine mitreissende (aber simple!) Sprache, teilweise historisch Verbürgtes und vor allem durch die ungeheure Kraft, diesen Menschen eine Stimme zu geben. Black Lives Matter, nämmli.
«Underground Railroad» umfasst 352 Seiten und wiegt 540 Gramm.
Barbara Tribelhorn ist Co-Präsidentin der Literarischen Vereinigung.