Rote Blüten

Rote Blüten

«Yoshiharu Tsuge, bitte melden Sie sich bei uns!» – Was wie ein Aufruf in einem Einkaufszentrum klingt, war vielmehr eine Anzeige im künstlerischen Mangamagazin «Garo» von 1965.

Da waren es schon zehn Jahre her, seit ebendieser Yoshiharu Tsuge mit zwei Kurzgeschichten debütierte – und danach wegen Geldnöten in der Versenkung verschwand. Yoshiharu Tsuge meldete sich, publizierte eine weitere Kurzgeschichte in «Garo» und ebnete damit seinen Weg zum stetigen Erfolg. Seine Mangas entsprechen nicht dem gängigen Bild der Kinder- und Jugendcomics, sondern sind erwachsene, düstere und zutiefst selbstreflexive Geschichten aus dem modernen Japan.

Der Reprodukt Verlag hat mit «Rote Blüten» eine Anthologie vorgelegt, die zum ersten Mal auf Deutsch in das Werk Yoshiharu Tsuges einführt und zu einer Lesereise in ein anderes, unbekannteres Japan einlädt. Seine Mangas leben von oft schonungslosen Innensichten in die Protagonist*innen, die selbst ihr dunkelstes Laster offenlegen. Es herrscht eine beklemmende Atmosphäre, hervorgerufen durch die halbverfallenen Schauplätze und die stillstehende Handlung. Manche Kurzgeschichten sind geradezu surreal – die kontroverse Erzählung «Verschraubt» basiert auf einem Traum –, andere autobiografisch geprägt. Es war höchste Zeit, dass Yoshiharu Tsuges höchst literarisches Werk einem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht wird. «Rote Blüten» ist ein Buch zum Herauspicken und Versinken.

 

«Rote Blüten» umfasst 400 Seiten und wiegt 437 Gramm.

 


Patrizia Huber ist Redaktionsmitglied von delirium.

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