Knausgård muss lernen, Kritik einzustecken. Sie ist besonders schmerzhaft, denn er dachte, er sei besser. Er profitiert jedoch von der langjährigen Erfahrung der bekannten norwegischen Schriftsteller Jon Fosse und Ragnar Hovland. Die Jahre zwischen 1988 und 2002, die Knausgård in Bergen an der norwegischen Westküste verbringt, sind Jahre der Selbstfindung. Das Schreiben hilft ihm, seinen eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden.
Dass Knausgård eine solch präzise Sprache auszeichnet, liegt einerseits an seiner Begabung, andererseits bestimmt auch am Literaturstudium. So detailliert wie er schreibt, hat er damals nämlich auch Texte gelesen, analysiert und darüber reflektiert. Die grandiose Beobachtungsgabe widerspiegelt sich in all seinen Büchern schonungslos. Die Sogwirkung, die seine Bücher ausstrahlen, ist immens. Wer einmal zu lesen begonnen hat, kann nicht mehr aufhören. Auf hunderten von Seiten taucht man in das faszinierende Leben des Norwegers ein und geniesst das Lesen, auch wenn die Sätze manchmal atemlos lang sind. Doch der Inhalt ist so packend, dass dies überhaupt nicht stört. Im Gegenteil: Nicht aufhören soll die Geschichte.
«Träumen» umfasst 800 Seiten und wiegt 926 Gramm.
Luzia Zollinger ist Co-Ressortleiterin Literatur bei nahaufnahmen.ch.