Jonas Lüscher Kraft

Kraft

Mit einem Referat zum Millionär. Die Preisfrage? Weshalb alles, was ist, gut ist, und wir es dennoch verbessern können. Die Ausgangslage für Richard Kraft, der Hauptfigur von Jonas Lüschers neustem Roman, ist denkbar komplex.

Nichtsdestotrotz begibt sich der europäische Bildungsbürger und Rhetorikprofessor ins Silicon Valley, dem Ort, an dem die Preisfrage beantwortet werden soll. Zuhause, im alten Europa, überfordern ihn Kind und Frau, die Kasse ist knapp, die Stimmung im Keller. Im IT-Mekka hingegen bietet sich dem Gelehrten die Möglichkeit, den Geldsäcken der vierten industriellen Revolution jene Illusion zu verkaufen, die sein geschultes Wesen ansonsten nur während langen, akademischen Arbeiten und im stillen Kämmerlein ausbrütet. Alles eine Frage des Auftritts, denkt sich Lüschers Held, ein Sophist der ersten Stunde. Das trifft sich gut. Denn Richard Kraft hat nicht nur die vielen amerikanischen Dollars nötig, auch sonst funzt es bei ihm grad nicht so. Mit dem Preisgeld dürfte er sich quasi freikaufen können, denkt sich Kraft. Eine tragisch komische Geschichte bahnt sich an. Prosa für die Gegenwart.

 

Als Schweizer Anwärter des Schweizer Buchpreises steht Jonas Lüscher ohnehin unter Genialitätsverdacht. Mit «Kraft» setzt der gute Mann aus Zürich noch einen oben drauf. Die wendige Lebensgeschichte seines Helden, die Lüscher zwischen den Szenen im Silicon Valley erzählt, sind gespickt mit schwarzem Humor, gescheitem Räsonieren und einer erstaunlichen Abfolge historischer Ereignisse, in denen sich die Hauptfigur beim Erwachsenwerden wiederfindet.

 

«Kraft» umfasst 237 Seiten und wiegt 359 Gramm.


Andreas Hauri ist Redaktor bei delirium: www.delirium-magazin.ch

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