Am ehesten fallen hier Gebäude ins Auge, aber andere Erzeugnisse künstlerischer Arbeit werden nach dem Akt ihrer Schöpfung ebenfalls zu Objekten, die den Kunstmoment und die handwerkliche Produktion überleben. Mit zunehmendem Alter werden sie zu Erbstücken oder auch zu Überresten.
Sie überdauern als Sammlungsobjekte in den Museen (Bilder, Plastik, Möbel, aber auch Münzen, Keramik und Handwerksgerät), in der gebauten Umwelt als Baudenkmäler und in Privatbesitz als Kunstwerke oder andere Produkte künstlerischer Arbeit – oder sie vergehen und fallen dem Vergessen anheim.
Mit der Ausweitung des Kulturbegriffs in jüngerer Zeit gerät auch nicht-materielles Erbe in den Blick, das nicht immer auf Anhieb als Kulturprodukt erkennbar ist: Traditionen und Riten, Sprache und Musik und alles, was ohne verfestigte Materialität überliefert werden kann, zum Beispiel als Erzählung.
Kulturerbe ist kein totes Gut, sondern eine Botschaft aus dem Kulturleben vor unserer Zeit – die als Objekt, Erfahrung und Erinnerung an die nächsten Generationen weitergegeben wird und nachwirkt. Es ist damit Stoff für neue Schöpfungen, denn auch in der Kultur entsteht nichts aus der Leere, sondern fast alles aus einer Transformation von bereits Gedachtem, Gesehenem, Gehörtem und Empfundenem. Kulturerbe bewahrt uns daher nicht zuletzt vor dem kulturellen Gedächtnisverlust.
Erklärt von Benedikt Zäch, Historiker und Leiter des Münzkabinetts Winterthur