Herausgestanzte Buchstaben offenbaren nach genauerer Betrachtung Worte, auf jeder Platte zwei, sodass auf der Wand insgesamt ein Gedicht zu lesen ist: Tiefe Himmel, Weite Welt, Leise Wiegen, Mutig Gehen.
Für dieses Kunstwerk sind der Architekt Markus Jedele und der Schriftsteller Klaus Merz verantwortlich. Ersterer fungierte als Planungsleiter für die Konzeption und Realisierung des Krematoriums. Er ist Teil des Architekten-Kollektivs in Winterthur, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, mit seiner Architektur materielle und kulturelle Werte zu schaffen. Um das Areal des Krematoriums zu umrahmen, wurde zu Beginn entschieden, durchbrocheneStahlplatten zu verwenden, in die Buchstaben eingearbeitet werden sollten. Auf der Suche nach fachkundiger Unterstützung für den poetischen Text wandten sich die Architekt*innen an den renommierten Schriftsteller Klaus Merz. Dieser ist ein Schweizer Autor, welcher über längere Zeit als Lehrbeauftragter für Sprache und Kultur an einer Höheren Fachschule tätig war.
Das zentrale Thema des Kunstwerkes, die Auseinandersetzung mit dem Tod, spiegelt sich nicht nur in den ausgewählten Worten, sondern auch in der architektonischen Ausführung wider: Die Umsetzung der Worte lassen die Buchstaben einerseits richtig und andererseits verkehrt herum erscheinen, egal aus welcher Perspektive man sie betrachtet. Daher sind die Worte von jeder Seite aus lesbar, was mich an die Allgegenwärtigkeit des Todes erinnert. Die Darstellung der Inschrift auf den Stahlplatten wirkt wie ein Muster. Bei Sonnenschein spiegeln sich die berührenden Worte auf dem Boden wider und erzeugen ein ruhiges Schattenspiel. Die Verbindung dieses modernen Kunstwerks mit der Thematik des Todes ist gelungen. Die Installation kann den Trauernden in ihrer schlichten Darstellung stillen Trost spenden.
Sophia Vogt studiert Kunstgeschichte und Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität Zürich.
Jonas Reolon ist Fotograf und Kameramann aus Winterthur.